Shanghai ist kalt – so kalt, dass wir in der vergangenen Woche 2 Tage kein Wasser hatten, da die Leitungen zu gefroren waren. Höchste Zeit also ein Wochenende vor dem anstehenden Chinese New Year zu nutzen, um noch einmal im Süden etwas Sonne zu tanken (während Chinese New Year wird für 2021 dazu geraten, aufgrund der Pandemie auf nicht notwendige Reisen zu verzichten). Da wir ja bereits für unsere Winterreise einen Abstecher nach Sanya geplant hatten, den aber aufgrund des schlechten Wetterberichts für Sanya gecancelt hatten, brauchte es keine große Planung. Das gewünschte Hotel und der passende Flug waren schnell gebucht und so standen wir Freitagabend nach getaner Arbeit und 3,5h Flug in Sanya, Hainan.
Hainan scheint so etwas wie das chinesische Hawaii zu sein – ganzjährig gute Temperaturen, Palmen, Kokosnüsse, Sonne, Strand und neuerdings Surfen – genau das Richtige für uns.
Hainan selbst scheint das chinesische Tourismus-Top-Ziel zu sein, daher war ich zunächst etwas skeptisch. Nach einiger Recherche stellte sich heraus, dass es auch in Hainan noch einige eher ruhige Orte gibt, und vor allem Orte, an denen scheinbar gesurft wird. Houhai ist bekannt für seine überschaubare schöne Bucht, ein ruhiges Fischerdorf und für viele Wassersportmöglichkeiten, die vor allem Surfanfänger anlocken. Die Wassertemperatur ist selbst im Januar angenehm (mit Wetsuit) und die Wellen reichen von Anfänger Whitewash bis schönen langgezogenen 2 Meter Wellen. Zudem gibt es keine Korallen oder Steine im Wasser, was das Ganze noch ungefährlicher macht.
Die Fahrt vom Flughafen zum Sixx Hotel in Houhai dauert je nach Verkehr ca. 1h und kostet ca. RMB170. Das Sixx Hotel liegt direkt am Meer und hat 4 Zimmer mit Meerblick. Wir entschieden uns für die Suite mit Balkon und Jacuzzi. Der Blick auf den Strand nach dem Öffnen der Vorhänge am Morgen ist das Geld definitiv wert. Direkt am Strand befinden sich einige weitere Hotels, alle mit ca 10 – 15 Zimmern, einige davon mit Balkon und Strandblick.
Auf der Rückseite befindet sich eine kleine Gasse mit einigen Shops und Restaurants und vielen Surfshops. Surflehrer und Surfboards bekommt man an jeder Ecke. Parallel davon gibt es eine größere Straße, wo abends täglich ein kleiner Markt stattfindet und wo die meisten Restaurants zu finden sind.
Vegan essen
Hier an der Küste steht natürlich Seafood an erster Stelle, aber die Restaurants sind auf Touristen eingestellt und haben häufig bebilderte Karten, die bei der Auswahl helfen. Wenn man sich dann beim Bestellen noch einmal versichern lässt, dass da auch wirklich kein Fleisch oder Seafood im Essen ist, bekommt man immer etwas.
Wir waren an zwei Abenden in Sasa’s Sea Restaurant. Dort haben wir Mapo Tofu ohne Fleisch, einen sehr leckeren Gurkensalat, Nudeln und Wasserspinat gegessen. Zu empfehlen ist auch der kleine Pancake-Stand in der kleinen Seitenstraße Richtung Strand schräg gegenüber von Sasa’s Restaurant (auf dem Weg zum Sixx Hotel).
Der Taco-Stand genau vor dem Sixx-Hotel kann auf Nachfrage ebenfalls Tacos mit Avocado und Mango zaubern. Diese Leckereien und die typische Nudelsuppe oder Fried Rice bekommt man eigentlich in fast jedem Restaurant. Wer sich für das Sixx Hotel entscheidet, sollte vorher explizit erwähnen, dass man ein vegetarisches Frühstück haben möchte. Wir waren am Ende 4 Gäste, die vegetarisch frühstücken wollten. Die Ayi im Restaurant hat sich große Mühe gegeben, um uns etwas Vegetarisches zu zaubern. Sie hat es jeden Morgen fotografiert, um ihrem Chef zu zeigen, dass sie in der Lage war, ums ein vegetarisches Frühstück zu bereiten.
Morgens konnte man bei angenehmen 20°C entspannt am Strand joggen. Der Sand ist größtenteils fest und die Bucht ist ungefähr 2km breit. Mit ein wenig Hin und Her kann man also entspannt seine morgendlichen 5km laufen. Nach dem Laufen kann man sich eine kleine feste Stelle im Sand suchen und einen wundervollen Yoga Sonnengruß-Flow (oder in dem Fall eine andere Asana) der Sonne entgegen machen.
Auf der anderen Seite des Dorfes, also am Pier, von dem Schiffe zur Touri-Insel Wuzhizhou ablegen (es gibt hierfür übrigens drei riesige Parkplätze vor dem Dorf, ich gehe also davon aus, dass zu normalen touristischen Zeiten hier eine Menge Menschen auf die kleine Insel pilgern), liegt rechts ein kleiner Strand mit großen Steinen am Ende. Wer über diese Steine klettert, findet direkt dahinter kleine abgegrenzte Strände, an denen man, abgesehen von den zufälligen Steinekletterern, komplett alleine ist.
Auf derselben Seite des Dorfes, links vom Pier, befindet sich ein ca. 20km langer Sandstrand, der definitiv für einen tollen Longrun einlädt. Leider wird dieser nach ca. 1km von einem militärischen Sperrgebiet unterbrochen. Will man also einen Spaziergang oder einen Run am Strand machen, sollte man an der Straße entlang um das Sperrgebiet herum gehen und den Run dahinter beginnen.
Wir haben uns an den drei Tagen ausschließlich in diesem kleinen Dorf aufgehalten und haben uns unglaublich wohl gefühlt. Der Tagesablauf bestand aus Laufen, Yoga, Frühstück, Surfen, Mittag, Sonnen, Surfen, Entspannen, Abendessen, Schlafen. Es war außerordentlich entspannt.
Der günstigste und freundlichste Surfboard-Verleih (Board 100 RMB pro Tag + 20 RMB für Wetsuits) war genau rechts neben dem Sixx Hotel (wenn man am Pool steht und auf den Strand schaut) – ich glaube sie heißen WM oder so, das stand zumindest auf den Boards. Surflehrer sind ungefähr überall gleich teuer – und sie sind wirklich teuer, ca. 400 RMB für 90 min pro Person. Am Besten fragt man im Hotel nach einem englischsprachigen Surflehrer.
Als kleines Heads-Up und um die Erwartungen zu managen: in China scheint es an Stränden wenig Sonnenliegen zu geben. Diese findet man auch in Houhai leider nicht. Ich habe ein kleines Hotel am Strand gesehen, das ca. 4-5 Liegen am Pool hatte. Man kommt aber auch ganz gut ohne Liegen klar.
Als ich gerade drei Tage nach unserem Trip diesen Beitrag schreibe, sind wir parallel dabei, ein weiteres verlängertes Wochenende im Sixx-Hotel für in ca. 6 Wochen zu buchen. Für ein kurzes Entspannungswochenende ist Houhai also definitiv zu empfehlen.