Der vegane Reiseblog

Yuanyang Reisterrassen in Yunnan — Der beste off-the-beaten-track Trip um dem Winter zu entfliehen

Wenn die Kälte ins Knocheninnere durchdringt und der Wintermantel nicht mehr genügt, um nicht völlig durchgefroren zu sein, hilft nur noch eins: die letzten Urlaubstage zusammenkratzen und dem Winter entfliehen. Dank der unfassbaren Größe Chinas und der entspannten Corona-Situation im Land, ist es glücklicherweise mit ein wenig Planung und Vorsicht auch gar kein Problem entspannt und frei an entlegene Orte zu reisen — fast wie vor Corona. Wir entschieden uns eine Reise an einen Ort zu machen, der von den wenigen Blog- und YouTube Beiträgen, die zu dem Ort verfügbar sind, als starker Konkurrent zu den Reisterrassen in Sapha, Vietnam beschrieben wird. Zudem ist er gar nicht mal so weit von Letzterem entfernt — Luftlinie 200 km. Yuanyang befindet sich ca. 350 km südlich von Kunming, Yunnan. Interessanterweise ist es gar nicht so leicht online viele Informationen über die Reisterrassen und die Anreise dahin zu finden. Einige wenige Blogs, kurze Informationen von Transportbehörden, das war’s. Daher gibt es nun eine hoffentlich verständliche und detaillierte Beschreibung zur Anreise und Planung.

Reisterrassen von einem der View-Points auf dem Weg zum Hotel

Klima

Wir befinden uns inmitten von Reisterrassen. Da kann man sich sicher denken, dass das Klima hier im Winter eher mild ist, da bekanntermaßen in Gebieten wo Frost herrscht, kein Reis wächst. In Yuanyang selbst, ein Tal am Red River, liegen die Temperaturen im Dezember zwischen 22-30 Grad Celsius. In den Reisterrassen, die sich auf 1000-1900m über Meeresspiegel befinden, ist es natürlich entsprechend kühler, aber immer noch gut auszuhalten bei meist 15 Grad und recht viel Sonne. Perfekt also für lange Wanderungen durch die Reisfelder. Im Sommer wird es im Tal und in den Bergen entsprechend heißer.

Die Hauptsaison für Touristen ist hier übrigens auch November bis April. Im Winter steht kein Reis auf den Feldern und die Felder sind komplett mit Wasser bedeckt. Das sorgt für spektakuläre Spiegelungen in den unterschiedlichsten Farben. Aber Achtung: morgens liegt häufig eine dicke Nebelschicht über den Feldern und die Sonne braucht einige Stunden, um diese zu durchdringen. Daher sind die Abende und Morgende relativ kalt. Zudem sind die Unterkünfte und Häuser nicht unbedingt gut isoliert, da es normalerweise auch nicht nötig ist. Es kann also, wenn die Sonne nicht scheint, auch mal kalt werden. In unserer Unterkunft gab es für die Nächte Heizdecken, die auch dringend notwendig waren. Dicke Kleidung also nicht vergessen.

 

Reiseplanung – how to get here

Die Reise zu den Yuanyang Reisterrassen ist alles andere als simpel – für einen Wochenendtrip vielleicht nicht unbedingt zu empfehlen. Es gibt keinen Direktflug, keinen Bahnhof, die präferierten Verkehrsmittel sind der Bus und der Minibus — klingt ein bisschen wie Südostasien — also genau das Richtige für uns.

Unsere Route führte uns von Kunming (South Railway Station) mit dem Zug nach Jianshui (Railway Station). Der Busbahnhof von Jianshui ist ca. 11km vom Bahnhof entfernt. Vor dem Bahnhof stehen Taxen, die für ca. 30 RMB zum Busbahnhof fahren. Alternativ steht vor dem Bahnhof – genau geradeaus über den Parkplatz gehen – ein Bus, der ebenfalls dort hin fährt. Leichter ist es aber mit dem Taxi. Von Jianshui ging es ohne vorheriger Buchung mit dem Bus nach Xinjie. Es gibt mehrere Busse, die nach Yuanyang fahren, aber nur einige wenige, die direkt nach Xinjie fahren (ca. 1 Stunde weiter südlich). Unser Bus fuhr um 11:30, was gepasst hat, da wir den Zug bereits um 08:30 genommen hatten.

Jianshui Bus Station

Der letzte Minibus von Xinjie zu unserer Unterkunft

Vor der Reise COVID-Test und jeweilige Einreisesituation prüfen 

Aufgrund der aktuellen Corona-Situation sollte man regelmäßig prüfen, ob die Districts, in die man reist, problemlos zu bereisen sind. Zudem ist es ratsam einen aktuellen COVID-Test dabei zu haben. Wir wurden im Zug von Kunming nach Jianshui gründlich von Zugpersonal befragt und überprüft, da war es gut den Grünen QR code der Provinz Yunnan und auch den negativen Test dabei gehabt zu haben. Insgesamt – und im Vergleich zur sich hieran anschließenden Reise durch Xishuangbanna – war es aber recht unproblematisch hier herumzureisen.

 

Yuanyang ist nicht gleich Yuanyang

Die Straßen sind schmal und kurvig, die Gegend dünn besiedelt. Daher dauert es hier recht lange um von A nach B zu kommen. Es ist also ratsam sich vorher genau zu überlegen, wo die Unterkunft sein soll.

Yuanyang ist die „Hauptstadt“ des Gebiets und liegt unten im Tal. Von hier aus fährt man ca. 2 Stunden mit einem Mal Umsteigen in Xinjie, um zu den Terrassen zu gelangen. Wir haben nicht viel von Yuanyang gesehen, aber es scheint nicht unbedingt eine attraktive Touristenstadt zu sein, daher würde ich hier nicht unbedingt unterkommen wollen.

Xinjie ist die „Old town“ von Yuanyang und befindet sich ca. 1 Stunde südlich von Yuanyang in den Bergen. Dieser kleine Ort ist der Ausgangsort für viele Touren in die Reisfelder. Von hier aus kann man mit dem Minibus in alle möglichen Richtungen fahren, um die unterschiedlichen Reisgebiete zu besuchen. Wir sind durch Xinjie lediglich hindurch gefahren. Sieht nicht unbedingt spannend aus…

 

Die Unterkunft

Die drei berühmten Gebiete sind Duoyishu, Bada und Laohuzui. Hier und hier findet ihr einige gute Maps und Informationen. Wir haben uns entschieden, eine Unterkunft direkt in Duoyishu zu nehmen, um nicht täglich mit dem Minibus fahren zu müssen. In der Duoyishu Region gibt es zahlreiche kleine Dörfer, in denen Unterkünfte zu finden sind (in den anderen Ecken sicher auch). Wer der chinesischen Sprache nicht mächtig ist, wird für diesen Tip aber dankbar sein: Jacky’s Guesthouse (Google maps Koordinaten: 23.0866027, 102.7982807) ist ein kleines, entspanntes Guesthouse in Laozhai. Es ist nicht sonderlich luxuriös, aber sehr liebevoll eingerichtet.

Riesiges Zimmer mit ausreichend Platz für Yoga

Und das Beste ist: Jacky ist jahrelang mit einem französischen Fotografen durch die Welt gereist und ist zudem Trekking Guide. Wer in seiner Unterkunft übernachtet, bekommt auf Nachfrage Hiking-Tipps. Für uns hat er sogar eine kleine Map gezeichnet und uns markante Wegpunkte als Fotos per WeChat geschickt. Diese Hilfe hat unsere Hikes und unsere Zeit in Yuanyang wirklich zu etwas besonderem gemacht, da man sich sonst recht gut in den Reisfeldern verlaufen kann und nicht unbedingt weiß, wo man hinwandern soll.

Erste Wanderung in den Reisterrassen

Nach einer kleinen Erkundung des Dorfes am Ankuftstag, erhielten wir am Morgen des ersten Wandertages ausführliche Anweisungen von Jacky, die er auf das aktuelle Wetter abgestimmt hatte. Wir sollten uns auf eine ca. 3-4 stündige Wanderung zunächst durch ein kleines traditionelles (touristisches) Dorf und dann mitten durch die Reisfelder begeben. Da das Wetter an diesem Tag unschlagbar gut war, und wir es nicht eilig hatten, zog sich die Strecke auf gut 6 Stunden hin. Wir legten laut Schrittezähler eine Distanz von 21km zurück.

 

Die Wanderung begann an der „Hauptstraße“, die aber wirklich wenig befahren war. Hier gab es 2-3 bereits sehr schöne View Points, die einen ersten Eindruck davon vermitteln, was noch kommen wird (auf der Karte von „Jacky’s“ links herum auf der Hauptstraße nach unten).

Frauen in traditioneller Kleidung

 

 

Es geht einige hundert Meter zurück, um dann in ein kleines touristisches Dorf abzubiegen (Ashoke). Man zahlt einen kleinen „Eintritt“, der für gute Zwecke verwendet wird, kann direkt hinter dem Ticket Office sehr nett Mittag essen (das sollte man auch tun, denn danach gibt es für einige Stunden nichts mehr) und begibt sich dann auf einem Pfad in das kleine Dorf. Dieses ist traditionell und sehr gut erhalten.

 

 

Es wird vermutlich durch als touristisches traditionelles Vorzeigedorf staatlich finanziert, aber es wirkt dennoch sehr viel authentischer als die ansonsten typischen chinesischen Attraktionen. Nachdem einige Fotos von wirklich freundlichen Menschen und schönen Häusern gemacht wurden, geht es weiter hangabwärts.

 

Die Wege sind anfangs noch gut ausgeschildert. Nach einer sehr schönen Aussichtsplattform geht es weiter an Reisterrassen vorbei und durch kleine Wälder.

 

Ein Teil der Strecke geht durch dichten Wald, relativ steil bergab. Wenn der Boden nass ist, ist es hier schon schwierig. Ansonsten ist die Strecke einfach zu gehen und unglaublich schön.

 

An einer Stelle – wir waren gerade aus dem Wald herausgekommen – versperrte uns plötzlich eine Nebelwand komplett die Sicht. Ich war etwas orientierungslos, sodass ich ein Video machen und dies dem Guesthouse-Besitzer schicken musste. Gerade als ich das Video abgeschickt hatte, klarte es auf und der Weg war wieder klar erkennbar. Wir waren nicht vom Weg abgekommen.

 

Die Wanderung endet in einem kleinen Dorf, das steil hoch zurück zur Hauptstraße führt, auf der man dann noch 1-2 km zurück zur Unterkunft läuft.

 

Zweite Wanderung Reisterrassen Bada

Der darauffolgende Tag startete zunächst mit starkem Regen. Wir blieben also nach einer Sporteinheit und Frühstück in unseren Betten auf den Heizdecken und beobachteten das Spektakel von drinnen. Gegen Mittag hörte zumindest der Regen auf, sodass wir uns auf den Weg zu unserer zweiten Wanderung machten. Auch hier gab uns Jacky eine detaillierte Map mit tollen Wanderwegen und schickte passende Fotos für Wegweiser dazu.

 

Wir wanderten ca. 5 km an der Hauptstraße entlang. Dies war nicht ganz so angenehm, da es immer noch stark neblig war und wir befürchteten, dass uns Autos nicht sehen würden. Nach einer Weile erreichten wir ein Dorf, das in der Region bekannt für seinen Markt ist, an dem viele Verkäufer aus unterschiedlichen Volksgruppen aus den umliegenden Dörfern zusammenkommen und ihre Waren anbieten.

 

Wir waren etwas spät, der Markt war gerade zu Ende. Wir bekamen aber das Schulschluss-Spektakel mit, bei dem sich für ca. 15-20 Minuten Massen an Schulkindern über den Markt drängten und Baozi und andere Snacks kauften. Nach kurzer Zeit war alles vorbei und der Markt wurde zügig komplett abgebaut.

 

Wir setzten also unsere Wanderung fort. Es sollte zunächst wieder hangabwärts gehen, an einigen schönen View Points vorbei bis zum Bada Village, wo der Bada View Point auf uns wartete.

Der heutige Ausblick – eher sparsam

 

Pferde werden für Lastentransport (aus-)genutzt

 

Die Wanderung wäre sicher ähnlich atemberaubend wie die gestrige gewesen, wäre da nicht der Nebel und die Kälte gewesen. Bei ca. 7-8°C stiefelten wir zunächst eine kaum befahrene Straße entlang, um dann einem Wanderweg zu folgen. Die Sicht war quasi nicht vorhanden. Auf der Straße sah man gut 200-300m voraus, links und rechts an den Hängen war aber direkt eine Nebelwand, sodass wir die Aussicht nicht genießen konnten.

 

Wir hatten eine angenehme, wenn auch sehr kalte und neblige Wanderung. Heute ging es also eher um die Bewegung als um die mögliche schöne Aussicht. Wir waren gegen 17:30 zurück auf der Hauptstraße, die zurück ins Anfangsdorf Shengcun führte. Dort angekommen versuchten wir vergeblich Transportmöglichkeiten (Taxi oder Minibus) zurück zum Hotel zu bekommen. Nach einigen recht frustrierten Minuten hielt ein chinesisches Touristenpärchen an, um uns mitzunehmen. Ein älteres Ehepaar, das sehr freundlich war und uns trotz der unschönen Wetterbedingungen (auf der Straße hatte man im Auto wieder lediglich 20m Sicht) bis zum Hotel mitnahmen. Jacky ist hier übrigens sehr achtsam und aufmerksam. Da wir an beiden Abenden nach Einbruch der Dunkelheit zurück kamen, schickte er uns Nachrichten und machte sich am zweiten Abend sogar schon mit seinem Auto auf den Weg uns abzuholen (ich hatte zwischenzeitig keinen Empfang und konnte ihm nicht mitteilen, dass wir bereits eine Mitfahrgelegenheit gefunden hatten).

 

Der dritte Tag stand im Zeichen der Abreise. Wir wollten nach Jinghong, Xishuangbanna. Geplant war, einen Bus Richtung Jianshui zu bekommen und von dort aus um 16 Uhr mit dem Sleeper Bus nach Jinghong (Fahrtzeit 12 Stunden: 16:00 – 04:00 Uhr) zu fahren. Tickets für den Sleeper Bus hatten wir bereits bei unserer Hinreise in Jianshui gekauft (ca. 240 RMB / Person). Die Fahrt vom Hotel sollte zunächst nach Xinjie gehen, dann mit einem weiteren Minibus bzw. Taxi für ca. 200 RMB nach Jianshui. Die Fahrtzeit nach Xinjie beträgt 1h, die Fahrtzeit nach Jianshui 6h. Die Route über Lychun, von der ich an einigen Stellen gelesen hatte, fordert eine Übernachtung in Lynchun und wurde von Jacky nicht empfohlen. Eine direkte Route nach Jinghong gab es nicht. Jacky empfahl die Bustour via Xinjie – Honghe – Yuanjing – Jinghong mit 3x Umsteigen. Fahrtzeit ca. 12 Stunden. Hiervon waren wir nicht wirklich zu begeistern. Also schlug Jacky den direkten Weg vor, mit dem Taxi nach Jinghong für 1600 RMB. Er half uns die Sleeper Bus Tickets zu stornieren – hierfür bat er einen Fahrer, der nach Jianshui fahren wollte, die Tickets mitzunehmen und am Busbahnhof zu reklamieren. Das klappte unerwarteter Weise erstaunlich gut. Der Plan war also, Abfahrt morgens gegen 10-10:30. Nach einem ausgiebigen Frühstück am Morgen gab Jacky begannt uns selbst nach Jinghong zu fahren, da keine Fahrer zur Verfügung stünden. Das war für uns natürlich der Jackpot. Es hatten sich so viele Fragen zur Kultur, den Menschen und der Natur auf unseren Wanderungen ergeben, dass ich darauf brannte, Jacky auf dem Weg mit Fragen zu löchern. Jacky war auch wirklich sehr auskunftsfreudig und erzählte von den Menschen in seinem Dorf, der Kultur und natürlich von seiner spannenden Reise mit dem französischen Fotografen, die ihn an Orte brachte, von denen wir nicht einmal träumen würden. Die Fahrt war entspannt, sodass wir nach ca. 7h inkl. kurzer Mittagspause in Yuanjing bis vor unser Hotel gebracht wurden. Entspannter ging es nicht.

View Point am Yuanjiang River auf dem Weg nach Jinghong

Yuanyang ist unbedingt eine Reise wert. Es ist die Art von Reisen, die am meisten an Südostasien erinnert. Hier erwarten euch keine Touristenfallen oder unangenehme Kontrollen. Dennoch sollte man sich einige Tage Zeit nehmen. Die Anreise ist anstrengend und bedarf aufgrund der vielen Verkehrsmittel etwas Planung. Vor Ort kann man schlechtes Wetter erwischen, weshalb es ratsam ist, auch hier einige Tage Buffer einzubauen. Zu Zeiten ohne Corona scheinen die Haupt-View-Points stark von Bussen frequentiert zu sein. Reist man aktuell außerhalb der chinesischen Feiertage, sollte es aber ähnlich leer sein wie bei uns. Wir waren in unserem Dorf die einzigen Ausländer zur Zeit unserer Reise.